KUBUS GESCHACHTELT und KUBUS MÖBIUS
Kubus geschnitten, geschachtelt
Wenn in einen Würfel kammartig horizontale und vertikale Einschnitte gesetzt werden, der Kubus sozusagen aufgefächert wird, und die so entstandenen Gebilde neu zueinander gruppiert werden, dann entsteht – so Helmut Nindl Urheber dieses räumlichen Experiments ist – eine spannungsgeladene Kubatur. Sowohl das Verhältnis von Tragen und Lasten als auch von Statik und dynamischer Instabilität werden thematisiert. Die einzelnen Raumebenen der Skulptur sind in unterschiedlichen Farben definiert. Der Künstler variiert und analysiert ein gleichseitiges Hexaeder, erforscht welches Potential dieser dreidimensionalen Grundform inhärent ist. Die Kleinplastik, die als Ergebnis dieser Untersuchung hervorgeht, könnte ebenso Modell für eine experimentelle Architektur sein.
Helmut Nindls Interesse gilt in seiner künstlerischen Auseinandersetzung aber nie nur dem Formalen, sondern ist immer auch philosophischer und soziologischer Natur. Daher versucht er in einem weiteren Schritt den geschachtelten Kubus zu „entmaterialisieren“ und erhebt die Schnittflächen zum Sujet. Folien dienen in dieser zweiten Arbeit dazu die Einschnitte zu visualisieren und einer Membran gleich zwischen dem real Existierenden, also der Skulptur, und dem vorangegangenen Tun, dem menschlichen Eingriff in diese Form, zu vermitteln - das Sichtbarmachen einer Reflexion.
Auf der x-Achse sind die transparenten Folienquader mit der Gitterstruktur biologischer Zellen bedruckt und auf der y-Achse mit Zeichen und Kürzeln, die für den Entwicklungsstand unserer Gesellschaft stehen: Strichcodes, das Copyright-Symbol, verschiedene Zahlen oder der griechische Buchstabe ∏. Natürlich Gegebenes und das Bestreben nach Erkenntnisgewinn, aber auch danach zu Ordnen und zu Reglementieren kreuzen einander. Die Überlegungen kreisen um das Verhältnis von Körper und Geist.
Kubus Möbius
Bereits seit einigen Jahren lotet Helmut Nindl aus, wie klassisch bildhauerische Materialien wie Stein, Beton oder Metall mit Transparentem, Immateriellem wie Glas und Licht interagieren können. Ein scheinbar schwebender Kubus aus massiven Stahlstäben wird von einem Möbiusband aus farblosem Plexiglas durchdrungen. Der Würfel, fast Sinnbild für Ausgewogenheit, und die Möbiusschleife, die eine zweidimensionale Struktur bestehend aus Kante und Fläche, ohne Anfang und Ende, darstellt, prallen aufeinander. Diese Gegensätze ziehen sich in Helmut Nindls Plastik durchaus an. In sich Ruhendes wird von Dynamik erschlossen, Statik mit Bewegung konfrontiert. Kubus und Möbiusband gehen eine enge, wechselseitige Beziehung ein und obwohl es sich bei dem Werk um eine reduzierte Zusammenführung mathematischer Grundformen handelt, scheint ihm etwas Erzählerisches innezuwohnen. Das liegt nun zum einen wohl an der Interpretation der Betrachterin, zum anderen daran, dass der Künstler seine Arbeiten in einem größeren als nur einem formaltheoretischen Kontext anlegt. Er visualisiert philosophische Gedanken und gesellschaftspolitische Beobachtungen. „(…) die geheimnisvolle Kraft des Rasters ermöglicht zu glauben, wir hätten es mit Materialismus und Wissenschaft und Logik zu tun, während es uns gleichzeitig die Tür zum Glauben oder zur Fiktion und Illusion eröffnet.“, zitiert der Künstler beispielsweise in diesem Zusammenhang Rosalinde Kraus. Der Kubus Möbius steht als dreidimensionales, von einer amorphen Form innen und außen umspieltes Raster in diesem Spannungsfeld.
Mag. Ingeborg Erhart, Innsbruck (2010)
HELMUT NINDL - Bildhauer/Sculptor
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